Dieter Remler sorgt für mächtiges Erlebnis der Stille

Mit der Performance „Reduktion II“ hat Dieter Remler in der Lienzer Tammerburg mit Symbolen der lauten Welt zum Nachdenken über das innere Ich angeregt.

In Plastikfolie gewickelte Menschen, die mit ihren Smartphones spielen, alte Fernseher, die nicht mehr richtig funktionieren, ein Sarg, Kloschüsseln, eine Mülltonne, Bilder von Tierhaltung in früherer Zeit und von industrieller Fleischproduktion – das waren nur einige der Symbole von Dieter Remlers Performance „Reduktion II“ am Freitagabend in der Tammerburg in Lienz.

Zentral war das Thema des „stummen Menschen“, der sich mit seinem Handy beschäftigt – den Kopf gesenkt und in keinster Weise mit seinen Mitmenschen kommunizierend. Die dazu gespielte Musik von Clemens Herzog, Christian Kröll, Florin Neumair und Gerhard Lindler war schräg, laut, leise, aufwühlend und harmonisch zugleich. Mit auf großen Leinwänden projizierten Bildern gab Remler Denkanstöße zu Themen wie Kapitalismus, industrielle Fleischproduktion oder Digitalisierung. In einem Raum stand nur eine Mülltonne, in einem weiteren nur eine einfache Skulptur aus Metall und Stein. Hier gab es Gelegenheit, die Reize aus den „lauten Räumen“ zu verarbeiten und einzuordnen. Den Besuchern ein Erlebnis der Stille mit Sicht auf das Wesentliche zu bieten, gelang Remler durch die reduzierten Installationen in diesen ruhigen Räumen.

Nach etwa einer Stunde trafen sich alle wieder in der Eingangshalle im Erdgeschoß. Es ist nun ganz still, auch die Musik ist verstummt. Mit gelber Farbe beginnt der Performance-Künstler, ein Bild zu „schütten“. Allmählich entsteht die Andeutung eines menschlichen Körpers. Als Christian Kröll mit seiner Zugposaune zu spielen beginnt,  wird Dieter Remler auch mit seinen Bewegungen ausschweifender. Wie Gitterstäbe, die sich um den menschlichen Körper legen, rinnt die Farbe von oben nach unten. Am Ende steht da ein buntes Bild, ein Künstler, der sich bei Mitwirkenden und Besuchern bedankt, und Menschen, die sich eine gute Stunde lang teils in Stille, teils in Räumen mit aufwühlenden Bildern und Musik mit sich selber beschäftigt haben.

Dieter Remler: „Ich wollte mit meiner Performance dazu anregen, in das innere Ich zu schauen und ein wenig bewusst machen, dass wir teilweise schon Sklaven der Elektronik geworden sind.“

Von der Performance hat Dieter Remler einen Film anfertigen lassen, der am Samstag, 29. April, von 21.00 bis 23.00 Uhr, auf die Fassade der Liebburg in Lienz projiziert wird.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

22. April 2017 um