Ein Leben für das Theater und Kulturarbeit am Land

Als Wirt grantelt Charly Rabanser durch die TV-Serie „4 Frauen und ein Todesfall“. Der Pinzgauer hat das Kulturleben in Salzburg und weit darüber hinaus wesentlich mitgeprägt.

„Geboren wurde ich im Jänner 1954 in Bad Gastein. Zunächst war ich der Karl-Heinz, dann viele Jahre der Heinzei. Wenn ich etwas angestellt hatte, wurde ich Heinz gerufen, aber seit ich denken kann, nennen mich nun alle Charly.“ Wir sitzen bei traumhaftem Frühlingswetter mit Charly Rabanser und seiner Frau Maria im Garten des gemütlichen Wohnhauses in Neukirchen am Großvenediger. 1976 hat es ihn hierher verschlagen. „In den letzten Winkel des Landes“, wie er es formuliert. Bis 1992 unterrichtete er an der örtlichen Hauptschule. Beim adventlichen Hirtenspiel im Kindergarten in Salzburg habe er als Josef das erste Mal „Theaterluft“ geschnuppert, erzählt er. 1980 hob Rabanser auf Betreiben von Bildungswerksleiter Hans Lerch und Thea Brugger die Theatergruppe Neukirchen a.G. aus der Taufe. „Beim Wirt, wo die Heimatgruppe in der Saison einmal wöchentlich die Touristen unterhielt, haben wir Theater gespielt, wenn keine Gäste mehr da waren.“

1987 rief er mit Freunden den Kulturverein „m²-kulturexpress“ ins Leben. „Wir haben das alte Kino gepachtet und wie Verrückte an unserem Traum gearbeitet: an einer Spielstätte im tiefsten Hinterland“, schmunzelt er. Die Qualität des Gezeigten und die nicht unbedingt ins Pinzgauer Idyll passenden Aufführungen machten Charly Rabanser alsbald landesweit bekannt. „Stigma“, „Die wilde Frau“, „Kein Platz für Idioten“, „Die Kinder des Teufels“, „Krach im Hause Gott“ oder „Die Beichte“ – Rabanser inszenierte zahlreiche Stücke Felix Mitterers und spielte meist auch die Hauptrolle. Eigenproduktionen, Theater-, Kabarett- und Musikgastspiele sowie Kinovorführungen sollten Abwechslung in den Oberpinzgau bringen. Freundschaften mit Herwig Seeböck, Roland Düringer, Uli Brée oder Rupert Henning zogen ihn immer weiter in den von ihm so bezeichneten „Dschungel der Kreativität“ hinein.

Anfang der 1990er-Jahre ließ sich Rabanser für die immer intensiver werdende Kulturarbeit vom Schuldienst freistellen. Er wurde hauptamtlicher Leiter des Kulturzentrums „Cinétheatro“ in Neukirchen. 1991 wirkte er beim „Salzburger Adventsingen“ mit und übernahm nach dem Ableben von Tobias Reiser im Jahr 1999 die Leitung des Schauspiels, die Textgestaltung und zeichnete auch für die Regie verantwortlich. „Wir wollten das Adventsingen weg von der konservativ-traditionellen Art führen und die Veranstaltung für die neue Zeit öffnen. Das ist nicht gelungen. Schließlich hat ein  ,unmoralisches‘ Angebot 2009 meine Tätigkeit dort beendet.“

1996 gründete Rabanser mit Uli Brée und Hubert Kirchner die Neukirchner Sommerfestspiele, denen er 15 Jahre als Obmann vorstand und die in diesen Jahren mehr als 115.000 Besucher anlockten. Im Laufe der mehr als 30 Jahre, in denen sich sein Leben inzwischen um das Theater und artverwandte Bereiche dreht, wirkte er in 70 Eigenproduktionen mit. „Ich war nicht nur Schauspieler und Regisseur, sondern auch Bühnenbildner, Plakatdesigner, Kartenabreißer, Saal- und Kloreiniger. Die  Vielschichtigkeit einer Produktion ist mir also bekannt“, sagt er, der 994 Mal für seinen Kulturexpress auf der Bühne stand und mehr als 300 Menschen im Laufe der drei Jahrzehnte zum Theaterspielen „verführt“ hat.

Rabanser war außerdem auch Akteur in zahlreichen Fernseh- und Kinoproduktionen: Tatort, Polizeiinspektion 1, Stockinger, Kaisermühlenblues oder Hinterholz 8, um nur einige zu nennen. Ab dem Jahr 2004 gab er in 66 Folgen von „Vier Frauen und ein Todesfall“ den Wirt Salchegger, im Rahmen der Festspiele in Stockerau (2013) Alfred Ill in Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“. Heute leitet Charly Rabanser Theaterworkshops und Schreibwerkstätten in Schulen, inszeniert mit Profis und Amateuren, veranstaltet Lesungen und schreibt eigene Stücke. Mit dem Weihnachtsstück „Von Römern, Jesus und 3 Königen“ tourt der umtriebige Pinzgauer mit dem Herbert Pixner Projekt alljährlich im Dezember durch Österreich, Bayern und Südtirol. Mit seinem „m²-kulturexpress“ bietet er der Bevölkerung des oberen Pinzgaus ein breites Spektrum an Kultur und vielen Künstlern eine Bühne, die fernab der großen Festspielmetropolen liegt.

Und dann war da noch das „Güthaus“, dieses extraterrestrisch anmutende Kunstprojekt des Landes Salzburg, mit dem Charly Rabanser im Sommer 2016 im Kulturpavillon „White Noise“ in Wald im Pinzgau die Region mit knapp 80 Veranstaltungen – Ausstellungen, Konzerten, Foto- und Handwerkskunst, Schulworkshops, Matineen, Lesungen, Kabarettabenden u.v.m. – belebte. Mit unzähligen Ideen im Kopf dürfte der Neukirchner auch in Zukunft nicht müde werden, den Beweis dafür anzutreten, dass qualitätsvolle Kulturarbeit auch außerhalb von Metropolen und Festival-Locations gelingen kann.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal/D. Hotzler

13. April 2017 um