Ein Orchester, das ein ganzes Tal verbindet

Das „Symphonische Blasorchester Defereggental“ soll die drei Musikkapellen des Tales (noch) enger zusammenschweißen. Geprobt wird bereits seit September.

Die Kooperation zwischen den Musikkapellen Hopfgarten, St. Veit und St. Jakob zu vertiefen, die  musikalische Weiterbildung der Musikantinnen und Musikanten zu intensivieren und vor allem auch das Kennenlernen von Blasmusikliteratur,  die in den einzelnen Kapellen der Dörfer kaum gespielt wird, sind die Hauptziele des „Symphonischen Blasorchesters Defereggental“. Michael Mattersberger,
Kapellmeister der MK Oberlienz, ist der musikalische und Martin Unterkircher,  Obmann der MK St. Jakob, der organisatorische Leiter des Projektes. „Wir haben bewusst einen externen Kapellmeister
für unser Projekt ausgewählt, der  eine andere Sichtweise des Dirigierens, der Blasmusikliteratur und der Probenarbeit ins Tal und in unsere Kapellen bringt. Mit Michael als Musikschullehrer und Kapellmeister haben wir eine ideale Besetzung für die Projektleitung gefunden“, streut Martin Unterkircher seinem Kompagnon Rosen.

Michael Mattersberger (links) ist der musikalische, Martin Unterkircher der organisatorische Leiter des Projektes „Symphonisches Blasorchester Defereggental".

Michael Mattersberger (links) ist der musikalische, Martin Unterkircher der organisatorische Leiter des Projektes „Symphonisches Blasorchester Defereggental“.

Der 44-jährige Michael Mattersberger ist gelernter Mechaniker, der sich während seiner Zeit bei der Militärmusik Tirol dazu entschloss, sich auch beruflich seiner Leidenschaft, der Musik, zu widmen. Er studierte Klarinette und Saxophon, absolvierte die Blasorchesterausbildung und unterrichtet nun bereits seit 20 Jahren als Lehrer an der Landesmusikschule Matrei- Iseltal. Laut Martin Unterkircher gilt er als Koryphäe in seinem Bereich, mit genauen Kenntnissen der „Szene“ und der MusikerInnen im Isel- und Defereggental.

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„Mir gefällt das Projekt deshalb so gut, weil man in einem Symphonischen Blasorchester auf Literatur zurückgreifen kann, die man im Rahmen einer Dorfkapelle aufgrund des höheren Schwierigkeitsgrades und der eingeschränkteren Besetzung kaum spielt. Oboe, Fagott, Bassklarinette, das vollständige Saxophonregister und der Kontrabass sind in diesem Orchester besetzt, und auch das  Schlagwerkregister ist viel umfangreicher“, so Mattersberger.

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Aus rund 70 MusikerInnen setzt sich das Orchester in diesem Jahr zusammen, von Mitte September bis Mitte November wird intensiv geprobt. „Die Teilnahme am Auswahlorchester erfolgt auf freiwilliger Basis. Alle aktiven Mitglieder der drei Kapellen werden eingeladen, und es finden  sich zum Glück immer wieder viele, die sich trotz ihres dichten Terminplanes zu vielen zusätzlichen Proben und zwei Vorstellungsterminen motivieren können“, freut sich Martin Unterkircher über den regen Zuspruch. Rd. 80 bis 100 Probe- und Ausrückungstermine absolviert eine durchschnittliche Osttiroler Musikkapelle. Für die MusikerInnen, die am Projekt Symphonisches Blasorchester teilnehmen, kommen zehn Gesamtproben und bis zu fünf Registerworkshops hinzu.

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Michael Mattersberger leitet die Gesamtproben, er und einige seiner Kollegen aus der Musikschule die Workshops. „Der Weiterbildungseffekt zählt für mich bei diesem Projekt besonders. Aus diesem Grund binden wir die LMS in diesem Jahr noch mehr ein“, erklärt er. Die eigenen Vorstellungen während der Proben in Klänge und Melodien umzusetzen, ist für ihn neben dem gemeinschaftlichen Erlebnis das Faszinierende an der Funktion eines Kapellmeisters. „Den Ausgleich zu meinem Beruf und zu meiner Funktion in der Musikkapelle finde ich in der Familie und bei der Arbeit mit den Schafen in meiner
kleinen Landwirtschaft in Schlaiten“, erzählt er uns. An der Dorfgemeinschaft mitzuwirken und musikalisch etwas zu bewegen, Projekte zu entwickeln und diese auch umzusetzen, nennt Martin Unterkircher als Motive, warum er die Obmann-Funktion bei der MK St. Jakob übernommen hat. „So viele Interessen und Charaktere unter einen Hut zu bringen, stellt natürlich eine Herausforderung dar.
Wenn man dann aber merkt, dass sowohl die Musikanten als auch das Publikum Freude an der Musik haben, dann entschädigt dies für vieles. Und schließlich ist eine derartige Funktion auch persönlichkeitsbildend – im positiven Sinn“, so der 40-jährige St. Jakober.

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Unter dem Motto „Defereggen grüßt Osttirol“ wird das Orchester in diesem Jahr auch erstmals  außerhalb des Tales konzertieren – am 8. November um 20.00 Uhr in der RGO Arena in Lienz. Das Konzert im Defereggental findet am 14. November um 20.00 Uhr im Gemeindesaal von St. Jakob statt. Auf dem Programm stehen neben der Miramare Ouvertüre von J. Fucik und dem Kaiserwalzer von J. Strauss auch das Stück „Man In The Ice“, ein spezielles Werk für symphonische Blasorchester, mit dem Otto M. Schwarz den „Mann im Eis“ vom Similaungletscher in den Ötztaler Alpen wieder auferstehen lässt.

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Und auch diesmal wird wieder ein Stück eines Deferegger Komponisten zur Aufführung kommen: Gerhard Innerhofer von der MK St. Jakob hat „Klang der Berge“ komponiert und gemeinsam mit
Clemens Blasisker von der MK Hopfgarten arrangiert. „Wir verstehen uns schließlich auch als Plattform für heimische Komponisten“, so Martin Unterkircher. „Es ist etwas sehr Schönes, mit talentierten Musikern eine ganz besondere Literatur zur Aufführung zu bringen, gemeinsam zu proben,
sich auszutauschen und schließlich das Publikum mit dem Erarbeiteten zu begeistern“, meint Michael Mattersberger abschließend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Hotzler, Privat

29. Oktober 2015 um