Standing Ovations bei Opernpremiere in Matrei
Auf allen Linien überzeugten Komponist und Dirigent Hansl Klaunzer sowie die Interpreten das Premierenpublikum der Oper in den Bergen „Gruß an Schloss Weißenstein“.
Volles Haus am Freitag, 25. Juli 2014, im Matreier Tauerncenter – Premiere der Oper „Gruß an Schloss Weißenstein“. Spannung lag in der Luft, als die Altmatreier Tanzmusik um 20.12 Uhr mit der Ouvertüre startete – und schon diese enthielt alle Elemente der Oper von Liebe und Tragik auf Schloss Weißenstein. Feierlich, klassisch, volkstümlich, tragisch und auch ein wenig komödiantisch gestaltete Komponist Hansl Klaunzer die Eröffnung. Und dann der erste Auftritt der Hauptdarsteller, Schlossherr Adalbert von Mengershausen (Bassbariton Michael Feichter) lernt bei Spaziergängen durch den Ort die junge Matreierin Theresia Trost (Andrea Oberparleiter) kennen und lieben.
Der Baron nimmt nach Absprache mit Vater Trost die junge Theresia bald in das Ausland mit, wo sie Ausbildung erfährt und in die adelige Gesellschaft eingeführt werden soll. Doch bald schon plagt sie das Heimweh. „Ich möcht für immer zu Hause sein“ – die Oper steuert zum ersten Mal auf einen Höhepunkt zu, als Andrea Oberparleiter mit dem Gemischten Chor Matrei dieses Heimweh exzellent darstellt. Emanuel Egger erzählt die Geschichte als „Zeitgenosse“ in verschiedenen Rollen und überzeugt durch ausgezeichnete schauspielerische Leistungen – als Schmied, als Gärtner, als Schlossdiener und auch als Pfarrer, als der Baron das junge Mädchen im Landdom von Windisch Matrei ehelicht.
Bei einem rauschenden Fest wird auf Schloss Weißenstein Hochzeit gefeiert. In den Freitanz der Adeligen mischen sich bald die einheimischen Hochzeitsgäste ein und tanzen „Boarischen“. Die Altmatreier Tanzmusik spielt nicht nur in dieser Szene brillant. Spätestens jetzt kommt der volkstümliche Aspekt der Oper in den Bergen stark durch, und das Werk wird in Ansätzen auch ein bisschen komödiantisch, als sich die Einheimischen heimlich über den Adel und das Hofzeremoniell lustig machen. Und natürlich darf bei einer typischen Matreier Hochzeit auch das „Brautstehlen“ nicht fehlen.
Doch die Beziehung von Baroness und Baron verläuft nicht allzu glücklich. In den Jahren des Ersten Weltkriegs sind Theresias Brüder Alois und Josef in Trient beim Militärdienst. Alois weiß um die bedrückte Stimmung seiner Schwester, komponiert den Walzer „Gruß an Schloss Weißenstein“ und schickt die Noten der Baroness als musikalischen Gruß nach Hause.
Als sich die beiden Brüder auf Heimaturlaub in Matrei befinden, verunglückt Alois bei der Gamsjagd in der Bretterwand tödlich. Amand, ein weiterer Bruder, überbringt die traurige Nachricht an seine Schwester. Spätestens im Stück „Unglück in der Bretterwand“ zeigt sich auch die hervorragende stimmliche Leistung des Gemischten Chores Matrei mit Claudia Köll und Ernst Wibmer als Eltern Trost sowie Franz Wurnitsch als Bruder Amand.
Bald danach ziehen Adalbert von Mengershausen und Theresia nach Deutschland. Der Verlust des Bruders, das ständige Heimweg nach Matrei und eine Lungenentzündung plagen die Baroness. Und auch dass ihr Mann mit anderen Frauen kokettiert bleibt ihr nicht verborgen. Der Baron genießt das Leben in vollen Zügen, doch Theresia fühlt sich allein gelassen und zieht sich immer mehr aus der Gesellschaft zurück. Im „Lied der Verzweiflung“ erbittet sie Hilfe vom Herrgott. Ihre Gesundheit verschlechtert sich jedoch zusehends, auf dem Sterbebett ist sie bereit, ihrem Gemahl zu verzeihen. Theatralisch ist der Schluss der Oper inszeniert – Gestalten in schwarzen Gewändern und mit Kerzen betreten die Bühne, und zu tragisch-traurigen Klängen und Stimmen legt Emanuel Egger als Tod ein schwarzes Tuch auf Theresias Haupt.
Nach ziemlich langer Stille – auch leises Schluchzen wurde vernommen – bricht im Matreier Tauerncenter tosender Applaus los. Minutenlange Standing Ovations folgen, als Komponist Hansl Klaunzer sowie Sänger und Musikanten noch einmal die Bühne betreten. Auffallend laute Bravo-Rufe nicht nur nur bei Andrea Oberparleiter und Michael Feichter, sondern auch bei „Zeitgenosse“ Emanuel Egger. Und zum Schluss stimmten alle noch einmal feierlich in den Walzer „Gruß an Schloss Weißenstein“ ein.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images