Mittersill: Neue Salzachbrücke wird errichtet

Derzeit wird in der Pinzgauer Stadt Mittersill an einer neuen „Hubbrücke“ gearbeitet. Seit Jahrhunderten ist die Salzachbrücke im Ortszentrum wichtiges verbindendes Element.

Im Mittelalter entstanden Märkte und Städte an Standorten, die der Bevölkerung Vorteile boten. Dies konnte in der Nähe von Bischofssitzen, von Warenumschlagplätzen, Klöstern, an Flussmündungen und Verkehrskreuzungen oder nahe einer Burg sein. Auch die Gründung des Oberpinzgauer Hauptortes Mittersill um das Jahr 1050 beruht auf der geografischen Lage direkt an der Salzach und an einem Knotenpunkt wichtiger Handelswege. „Dies hält Dr. Hans Krawarik in seinem Beitrag für die Mittersiller Gemeindechronik eindeutig fest. Nachdem der Saumhandel durch das Fuschertal um die Jahrtausendwende an Bedeutung gewann, erlebte auch jener über den Felbertauern einen Aufschwung“, erzählt Hannes Wartbichler, der Leiter des Stadtarchivs Mittersill. Er verweist darauf, dass sich in der Gemeindechronik eine Skizze findet, die zeigt, wie sich Mittersill im 12. und 13. Jahrhundert von der Salzachbrücke aus nach Süden entwickelte.

 

Beim Hochwasser im Jahr 2014 wurde die Salzachbrücke überströmt.

 

„Viele kleine Marktlehen und Hofstätten entstanden und legten die Basis dafür, dass der Ort zum Zentrum im Oberpinzgau aufstieg.“ Eine zentrale Rolle spielte dabei die Salzachbrücke, die seit jeher eine wichtige Schnittstelle darstellte. Die Verkehrswege führten vom Pass Thurn über den Felbertauern und in Ost-West-Richtung durch das Salzachtal. „Neben ihrer in erster Linie verbindenden Funktion hatte die Brücke jedoch immer auch einen trennenden Aspekt. Noch heute unterscheiden die  Mittersiller zwischen dem ,inneren‘ und ,äußeren‘ Markt.“

 

Die alte Bogenbrücke aus Beton wurde 1912 errichtet und diente über 50 Jahre als Verbindung zwischen innerem und äußerem Markt.

 

Wie wichtig die Brücke für Mittersill und den gesamten Oberpinzgau war und ist, wurde im Laufe der Zeit besonders bei Hochwasserkatastrophen deutlich. Hannes Wartbichler berichtet von vielen bangen Stunden in der Pinzgauer Gemeinde, wenn die Salzach nach starken Regenfällen über die Ufer trat. Die alte Brücke, 1963 errichtet, erwies sich im Katastrophenfall wiederholt als Schwachpunkt. Besonders kritisch war die Lage zuletzt im Jahr 2014, als die Brücke von den Wassermassen überströmt wurde und Gefahr drohte, dass der Fluss verklaust und es damit zur Überflutung des Ortszentrums kommt. Im heurigen Jahr wurde am 6. und 19. August Hochwasseralarm ausgelöst. Der Pegelstand der Salzach war auf über 4,60 Meter angestiegen.

 

1963 wurde die alte Bogenbrücke durch eine neue Brücke ersetzt.

 

„Wenn Hochwasserschutzmaßnahmen aktiviert werden, werden die Wassermassen bei Rettenbach, also zwischen Hollersbach und Mittersill, in angrenzende Felder abgeleitet. Diese fungieren faktisch wie ein Ausgleichsbecken“, lässt Hannes Wartbichler wissen und berichtet davon, dass sich die örtliche Feuerwehr im Ernstfall immer schon auf den neuralgischen Punkt im Bereich der Salzachbrücke konzentriert habe. Einerseits gelte es, die Brücke und den Markt abzusichern, andererseits bei Unfällen an der Schnittstelle Bundesstraße und Pinzgaubahn rasch helfend zur Stelle zu sein.

 

Beim Hochwasser im Jahr 1903 errichteten Pioniere einen Salzachdamm.

 

2017 wurde die alte Salzachbrücke nun abgerissen. „Das Land Salzburg hat sich für den Bau einer neuen Brücke entschieden, die derzeit in Form einer beweglichen, 28 Meter langen und 12,6 Meter breiten Hubbrücke mit einem Gesamtgewicht von 240 Tonnen realisiert wird. Die Hubkonstruktion erlaubt im Katastrophenfall ein mechanisches Anheben um fast zwei Meter und ist als Konstruktion einzigartig im gesamten Bundesland Salzburg“, so der Stadtarchivar. Eine ähnliche Brücke habe er bei einem Ausflug im oberitalienischen Veltlin, Region Lombardei gesehen. Sie befinde sich bei Sondrio und könne um ca. 1,5 Meter angehoben werden.

Hannes Wartbichler baut seit 2010 das Stadtarchiv Mittersill auf. 2008 koordinierte er die Herausgabe der Mittersiller Chronik „Vom Markt zur Stadt“. 2015 wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde ernannt.

 

Während der Bauphase, die insgesamt nur 13 Wochen andauern soll, dient in Mittersill eine Fußgängerbrücke als Verbindung zwischen Ortszentrum und Bahnhof. Ab 22. Dezember 2017 soll die neue Hubbrücke über die Salzach befahrbar sein. Voll funktionsfähig wird sie dann Ende April 2018 sein, wenn die Hubeinrichtung vollständig eingebaut ist. Die Gesamtkosten von sechs Millionen Euro trägt zur Gänze das Land Salzburg.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Stadtgemeinde und Stadtarchiv Mittersill, Osttirol Journal

05. November 2017 um